09.03.2017

In Kapstadt leben: Mein halbes Jahr in Südafrika!

Besonders früh morgens und bei Sonnenuntergang legt sich ein leichter Schimmer über das Land. Das angenehm warme Klima, die langen Tage und das Licht hier – nur einige der vielen Gründe, wieso es Teresa (26) nach Südafrika zog. In Kapstadt leben: Was es heißt, wie es sicher geht und welche Ecken sie nicht mehr missen möchte, wollten wir von Teresa wissen.

Wie lebst Du in Kapstadt?

In einem Shared House. Das ist eine Art WG. Die Zimmer werden einzeln vermietet und in der Regel nur mittelfristig – also über drei Monate. Der Vermieter ist sehr bemüht und kümmert sich darum, dass die Gemeinschaftsräume (Bäder & Küche) täglich und die einzelnen Zimmer einmal wöchentlich von seinem Hauspersonal sauber gemacht werden. Es fühlt sich ein wenig wie in einem Gästehaus an.

War die Vorbereitung für Deinen Aufenthalt dort kompliziert?

Nein, obwohl ich schon länger wusste, dass ich hier her kommen möchte, habe ich die Planung meiner Reise sehr kurzfristig vorgenommen.

Braucht man z.B. ein Visum bzw. war es leicht, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen?

Das Touristenvisum bekommt man als Deutscher ganz einfach bei der Einreise, ohne sich vorher um irgendetwas zu kümmern. Dieses Visum kann man einmalig um 3 Monate verlängern. Die Prozesse dafür sind aber sehr unübersichtlich und kompliziert. Alle mit denen ich gesprochen habe, die ihr Visum verlängert haben, haben dafür einen Immigrationsanwalt konsultiert. Das kostet zwischen 300 und 400 Euro und wird (soweit mir bekannt ist) immer genehmigt. Dennoch ist der Prozess etwas aufwändig und mir scheinen die Kosten auch relativ hoch dafür, dass es nur ein Stempel ist. Ich habe zwischendurch drei Wochen Heimaturlaub gemacht und bin dann wieder mit einem Touristenvisum eingereist.

Wie lange Zeit hat die Vorbereitung in Anspruch genommen?

Da ich keine extra Impfungen gebraucht habe und wusste, dass ich hauptsächlich in Kapstadt sein werde, habe ich nur meinen Flug und ein Airbnb gebucht. Das nahm nicht mehr als 2 Stunden in Anspruch (inkl. Preisvergleich etc.). Dazu muss man sagen, dass ein sehr guter Freund von mir zuvor schon einige Male hier war und mir vorab gesagt hat, welche Stadtviertel sicher und gut zum Wohnen sind.

Warum hast Du Dich für Südafrika entschieden? Kanntest Du das Land vorher schon?

Nein, ich kannte Südafrika vor meiner Reise nur aus zahlreichen Erzählungen. Ich habe die Wahl meines Zieles gar nicht wirklich als „Entscheidung“ wahrgenommen. Ich wusste, dass ich hier einmal leben möchte, da es eine der wenigen Städte ist, die Natur und urbanes Leben in diesem Maße vereint. Es war daher eher eine Entscheidung zu welchem Zeitpunkt. Im Nachhinein gibt es aber zahlreiche Gründe:

  • die langen Tage und das konstant gute Wetter über die europäischen Wintermonate
  • die vielen Freizeit- und vor allem Sportmöglichkeiten
  • die geringe Zeitverschiebung von einer Stunde macht es sehr leicht, Kontakt mit Freunden, Familie und Kunden zu halten
  • durch die vielen Freunde, die vor mir schon hier waren, hatte ich ein paar Anlaufstellen
  • obwohl ein ganzer Kontinent zwischen München und Kapstadt liegt, ist man doch „über Nacht“ wieder zu Hause, falls es einen Notfall in der Familie geben sollte

Man liest oft, dass Südafrika ein gefährliches (Reise)land ist. Wie ist es, dort zu leben? Fühlst Du Dich manchmal unsicher oder hast sogar Angst?

Bisher habe ich glücklicherweise noch keinen Moment gehabt in dem ich mich in Gefahr gefühlt hätte. Das liegt jedoch nicht daran, dass Südafrika ein sicheres Land ist, sondern daran, dass ich sehr vorsichtig bin. Von Leuten, die zuvor schon hier waren, habe ich viele Hinweise bekommen, was ich machen „darf“ und was ich besser vermeiden sollte.

Kapstadt ist eine Stadt der Parallelgesellschaften. Das Stadtzentrum und die Stadtteile um Signal Hill und Lions Head sind extrem weiße und wohlhabende Viertel. Diese Bereiche sind aber nur ein Bruchteil der Stadt. Andere Viertel sind tatsächlich sehr gefährlich und manche Bereiche meidet sogar die Polizei.

Generell gilt: Solange man sich an ein paar Regeln hält, aufmerksam ist und nicht wie ein verlorener Tourist aussieht, ist man so sicher wie zu Hause.

An welche Vorsichtsmaßnahmen hältst Du Dich in Kapstadt? Worauf achtest Du ganz besonders?

Ich halte mich an viele Regeln, die Einheimische ebenfalls beachten würden:

  • Nachts gehe ich niemals alleine zu Fuß, auch kurze Distanzen nicht.
  • Taxis meide ich, fahre eigentlich nur Uber.
  • Ich vermeide es, wie ein Tourist auszusehen (keine Treckingsandalen, keine Camouflage Kleidung). Damit macht man sich zum präferierten Ziel.
  • Ich schau mich einmal um, bevor ich auf der Straße mein Handy aus der Tasche ziehe.
  • Wenn ich alleine wandern gehe oder Gegenden erkunden möchte, wähle ich eine frequentierte Zeit.
  • Ich achte darauf, dass Handtasche etc. immer so platziert sind, dass sie nicht im Vorbeigehen erreicht werden können.
  • Mir unbekannte Viertel besuche ich in der Regel beim ersten Mal mit jemandem, der sich dort auskennt.
  • Besondere Vorsicht ist im Straßenverkehr geboten. Es gibt Straßen, die durch Townships (sehr arme Viertel) führen, auf denen man besser nicht anhalten sollte.
  • Ich achte im Restaurant darauf, dass der Kellner das Kartengerät zum Tisch bringt und nicht wie bei uns die Karte mitnimmt.
  • Ich lasse nichts (wirklich gar nichts) offensichtlich im Auto. Diebstahl ist bei parkenden Autos an der Tagesordnung und wenn man nur ein Handtuch hat liegen lassen.

Hast Du spezielle Impfungen benötigt?

Nein, nicht für Kapstadt und Umgebung.

Kannst Du etwas zur medizinischen Versorgung Kapstadts sagen?

Ich habe bisher glücklicherweise noch keine medizinische Versorgung benötigt. Meine Freunde sagen, dass man besser nicht in einem öffentlichen Krankenhaus landen möchte. Apotheken gibt es zahlreiche. Im Inland gibt es abgelegene Gegenden, in denen quasi keine medizinische Versorgung vorhanden ist.

Was ist Dein persönliches Highlight?

Ich habe bisher nur einen kleinen Teil des Landes gesehen. Mein Highlight ist der Tafelberg mit seinen unzähligen Routen. Eine der schönsten beginnt im Botanischen Garten in Kirstenbosch und endet am höchsten Punkt. Auf dieser Seite begegnet man weit weniger Menschen und entgeht dem Trubel an der Seilbahn.

Kirstenbosch – Botanischer Garten

Hattest Du besonders schöne Erlebnisse?

Über Weihnachten waren wir in einer Lodge am Paradise Beach zwischen Jeffreys Bay und St. Francis. Ein wunderbar unerschlossener, langer, weißer Strand. Wir konnten jeden Tag morgens surfen und abends Yoga machen. Zudem war das Frühstück traumhaft. Ein magischer Ort.

Ein weiteres schönes Erlebnis war ein Campingwochenende in Citrusdal, das ist ca. 2 Stunden von Kapstadt entfernt im Landesinneren. Dort waren wir wandern, im Fluss baden und haben abends im Freien gegrillt während wir den Sonnenuntergang bestaunt haben.

Kapstadt ist auch unfassbar kreativ. Ich liebe es am „First Thursday“ (jedem ersten Donnerstag im Monat) durch Galerien zu tingeln und die neuen Ausstellungen zu betrachten.

Jeffreys Bay

Gibt es etwas, was Du unbedingt noch sehen erleben möchtest, solange Du dort bist?

Ich möchte unbedingt für ein paar Tage nach Johannesburg. Die Stadt ist typischerweise kein Ziel für Touristen. Johannesburg ist der wirtschaftliche Motor des Landes, die Startup-Szene dort ist noch größer als in Kapstadt und die Stadt erlaubt einen authentischeren Einblick in die Kultur des Landes als das westlich geprägte Kapstadt.

Könntest Du Dir vorstellen, für immer dort zu leben?

„Immer“ ist ein starkes Wort, aber definitiv könnte ich mir vorstellen für ein paar Jahre hier zu leben.

Danke Teresa und noch eine tolle Zeit!


Vor ein paar Wochen haben wir von unserer Kollegin Annette berichtet, die mit zwei Freundinnen Urlaub in Südafrika gemacht hat. Teresa (26) hat es gleich für länger in die wunderschöne Gegend rund um Kapstadt gezogen. Für ein halbes Jahr lebt und arbeitet sie dort.


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